WIR 68 - April 2022

RMC Mittelbaden e.V. Nr. 68 Die Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe hob der Stadtwerke-Chef hervor – und vor allem das benachbarte Alohra. An dessen Tageskasse konnten Wohnmobilisten nicht nur die Gebühr bezahlen und Wertmarken für die Versorgungsstation in Empfang nehmen. Die Gäste kamen auch in den Genuss vergünstigter Eintrittspreise im Hallenbad. Aus und vorbei. Denn die Stadtwerke haben den Wohnmobilstellplatz bereits Mitte 2020 aufgegeben, wie Bäderleiter Tobias Peter auf BT-Nachfrage bestätigte. Durch die Schließung des Alohra sei eine Bewirtschaftung nicht mehr möglich beziehungsweise der Aufwand stehe in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen, heißt es bei den Stadtwerken. Zuletzt hatte man beim Parkplatz für jedermann offen zugänglich Trinkwasser verkauft. Weil die Verkaufsstelle täglich gereinigt werden musste, aber ein Großteil der Bädermitarbeiter derzeit nicht mehr zur Verfügung steht, könne die Reinigung der Trinkwasserzapfstellen nicht gewährleistet werden, so Peter. Hintergrund: Weil sowohl Alohra als auch Natura geschlossen sind, sind Mitarbeiter anderweitig im Einsatz. Zwei Beschäftigte seien auf „Leihbasis“ im Schwarzwaldbad Bühl tätig; ein weiterer Teil der Belegschaft arbeitet bei den Stadtwerken beziehungsweise der Stadtverwaltung. Durch die Schließung des Alohra gestaltete sich laut Peter auch der Verkauf der Münzen für Strom, Wasser und Tagestickets „sehr schwierig“, da die Abwicklung lediglich bei den Stadtwerken oder an der Kasse des Freibads möglich wäre. Und schließlich scheuten die Betreiber auch ein Hygienekonzept aufgrund von Corona. Entsprechend brachen die Nutzerzahlen bis Betriebsende ein. Für das Rumpfjahr 2020 zählten die Stadtwerke 110 Tagestickets. Im Jahr zuvor wurden 413 Tage von Wohnmobilisten gebucht; 604 Tagestickets waren es sogar im Jahr 2018. Das Aus für den Wohnmobilhafen fällt ausgerechnet in eine Zeit, in der die Stadt Rastatt ohnehin stark auf Tourismus setzt und gerade die Zahl der Wohnmobile enorm zulegt. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg meldete zum Stichtag 1. Januar 2021, dass erstmals die Marke von 100.000 Wohnmobilen im Südwesten geknackt wurde. Innerhalb eines Jahres legte der Bestand um 13,9 Prozent zu – von 89.447 auf 101.862 Wohnmobile. Doch wie gehts in Rastatt weiter? Ob und wo man nach der Pandemie wieder Wohnmobilstellplätze bewirtschafte, wolle man im ersten Quartal des kommenden Jahres entscheiden, sagt Tobias Peter. Perspektivisch haben die Stadtwerke den Schwalbenrain ins Visier genommen. Nach Angaben des Bäderleiters sollen im Auslobungstext beim Architektenwettbewerb für den Neubau des Kombibads Wohnmobilstellplätze berücksichtigt werden. Eine Umsetzung wäre aber dann wohl frühestens im Jahr 2027 zu erwarten. „Verschenkt“ von Egbert Mauderer Man kann was verschenken. Und man kann was verschenken. Im einen Fall gibt man gerne Präsente. Im andern Fall nimmt man sich Chancen. So wie die Stadt Rastatt, die den Wohnmobilhafen auf dem Alohra-Parkplatz in aller Stille dahinscheiden ließ. Da kann man schon mal die Stirn in Falten legen. Schließlich setzt die Wirtschaftsförderung mehr denn je auf das Trumpf-Ass Tourismus, um Menschen in die Barockstadt zu locken. Und da sollten es die Verantwortlichen auf ihre Rechnung nehmen, welche Trends sich in der Reisebranche bilden – erst recht und gerade in der Pandemie. Da gilt: Urlaub in Deutschland gewinnt an Fahrt. Und: Wohnmobile erfreuen sich wachsender Beliebtheit. 11

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