RMC Mittelbaden e.V. Nr. 68 Vor der Rente verbrachten sie bis zu 160 Tage pro Jahr in ihrem rollenden Wohnzimmer. „Zwischen März und Oktober waren wir fast jedes Wochenende unterwegs.“ Mit den Gleichgesinnten aus dem Reisemobil-Club Mittelbaden tauscht man sich aus, entwirft Routen und geht gerne in Gruppen auf Fahrt. Obwohl der in Rastatt eingetragene Verein heuer 30-jähriges Bestehen feiert, schien sich über die Jahre in der Barockstadt keine Lobby für diese Reisesparte zu entwickeln. Erste Anläufe für eine Infrastruktur, so berichtet Karius, gingen bis ins Jahr 2002 zurück. Doch es sollte bis 2010 dauern, ehe die Stadtwerke beim Alohra den Wohnmobilhafen mit fünf Plätzen eröffneten. Der Reisemobil-Club Mittelbaden wird immer wieder zurate gezogen, wenn es um die Mithilfe bei der Planung und Einrichtung der speziellen Stellplätze geht – zuletzt in Oberkirch, wo die dortige Anlage von 22 auf 37 Plätze erweitert worden ist. In Rastatt sei man erst relativ spät eingebunden worden, erinnert sich Wolfgang Karius. Dem bisherigen Standort gibt er eher durchschnittliche Noten. Die Anlage sei relativ bescheiden ausgefallen; Bäume hätten den Satellitenempfang beeinträchtigt, was man bei der überwiegend älteren Klientel, die unterwegs gerne das Fernsehen nutze, nicht unterschätzen dürfe. Dafür stachen als Pluspunkte die Zentrumsnähe sowie die Nachbarschaft zum Hallenbad hervor. Dass die Stadtwerke nun erwägen, irgendwann einen neuen Wohnmobilhafen beim jetzigen Freibad einzurichten, sieht Karius eher mit gemischten Gefühlen. Der Standort sei nicht zentrumsnah. Außerdem gibt er zu bedenken, dass die Unterführung Gefahren berge. Der 70-Jährige erinnert sich noch gut daran, wie einmal ein Wohnmobilfahrer dort unterwegs war und mit dem Dach gegen die Bahnbrücke stieß. Karius selbst favorisiert als neuen Standort vielmehr den Festplatz an der Friedrichsfeste: „Das ist der ideale Platz.“ Die Fläche sei groß genug, um mehr als die bisherigen fünf Stellplätze anzulegen. Eine Toilettenanlage zwischen Straße und Murgdamm ist bereits vorhanden; der REWE-Markt liegt gerade um die Ecke. In der barocken Innenstadt ist man im Nu dank der Schließbrücke. Und eine Wiese sowie die Calisthenics-Anlage für Fitnessübungen liegen ebenfalls direkt vor der Wohnmobiltür. Dass es, anders als beim Alohra mit der dortigen Schwimmbad-Kasse, auf dem Festplatz keine personell besetzte Anlaufstelle gäbe, hält Wolfgang Karius für keine Hürde. Von anderen Wohnmobilhäfen weiß er, dass man den Betrieb problemlos mit Automaten regeln kann. Auf Nachfrage unserer Zeitung informieren die Stadtwerke, dass man den Standort Festplatz unterstützen könne; zuständig sei aber die Stadtverwaltung. „Wir sind dran“, erklärt dazu Rathaus-Pressesprecherin Heike Dießelberg. Das Stadtmarketing sehe in den Wohnmobilisten eine „sehr wichtige Zielgruppe“. Man wolle nun einen attraktiven Platz finden, müsse dabei aber auch die Frage nach einem Betreiber klären, so Dießelberg. Bei der Suche soll Wirtschaftsförderer Torsten von Appen auch den Rastatter Verein einbeziehen. Dass das Thema zuletzt auf die lange Bank geschoben worden war, findet das Ehepaar Karius auch deshalb enttäuschend, weil Wohnmobilisten dafür bekannt seien, einiges an Geld in der jeweiligen Stadt zu lassen: „Der Geldbeutel sitzt lockerer.“ Und die Stadt selbst wäre es doch allemal wert, mit einem Wohnmobilhafen einladender zu werden: „Rastatt hat so viel zu bieten – selbst im Winter.“ 15
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