RMC Mittelbaden e.V. Nr. 76 WIR von Wolfgang Kiebel orwegen ist sicher für viele ein erklärtes Ziel, doch wenn dann die Pläne konkreter werden, reisen die meisten lieber wieder in ein Land mit sicherer Sonne und verlässlichen Temperaturen. Das ist nachvollziehbar, zumal wenn man die Wärme liebt und einen Badeurlaub irgendwo am Strand eines lauen Meeres haben möchte. Wir handelten bis 2007 genauso und entdeckten erst spät dieses Skandinavische Land. Damals waren wir allerdings noch beruflich gebunden und mussten uns mit drei, maximal vier Wochen Urlaub begnügen. Das führte auch dazu, dass lange Fahrstrecken entstanden. In drei Wochen zum Nordkap und zurück ist schon eine Herausforderung und bedeutet verhältnismäßig große Tagesetappen. Aus heutiger Sicht unverständlich – aber damals völlig ok. Das Nordkap ist in der Zwischenzeit touristisch total überlaufen. Uns wurde berichtet, dass sich 40-60 Wohnmobile plus einem Dutzend Reisebusse auf dem dortigen Parkplatz drängeln und damit das legendäre Erinnerungsfoto mit der Weltkugel im Hintergrund nur zusammen mit einem halben Dutzend anderer Besucher ermöglicht. Damit komme ich schon zum größten Nachteil einer Reise nach Norwegen. Besonders in den Monaten Mai bis September hat der Reisemobiltourismus derart zugenommen, dass man kaum noch Stellplätze findet, auf denen man alleine die Natur genießen kann. Das mag jetzt egoistisch klingen, ist aber für uns, die ein anderes Norwegen kennen, ein Nachteil geworden. Wir kennen noch Zeiten, bei denen man stundenlang unterwegs war, ohne dass ein Wohnmobil entgegenkam. Damals freute man sich über jeden Kontakt und grüßte per Handzeichen durch die Windschutzscheibe – doch heute bräuchte man schon eine chinesische Winkerkatze. Egal wo man hinkommt, Wohnmobile sind schon da. Ich verzichte daher auch auf eine detaillierte Reisebeschreibung, denn dafür ist auch unser Reiseverhalten zu individuell. Wir reisen gerne, nutzen aber kaum Campingplätze und stehen nur auf Stellplätzen und noch lieber ganz frei. Norwegen bietet diese Möglichkeiten – doch dazu muss man sich sehr spontan entscheiden können und Empfehlungen, die wir heute geben, können morgen schon Makulatur sein Auch verschiedene Apps sind kaum zu gebrauchen und enthalten Tipps, die dann oft auf überlaufenen Plätzen enden. Wenn dann noch touristische Highlights in der Nähe liegen, hat man kaum noch Chancen auf ein einsames Plätzchen und steht in Reih- und Glied mit gefühlt 100 anderen zusammen. N Norwegen 2024 2 2
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