RMC Mittelbaden e.V.
Nr. 54
Nach dem Norden Islands fahren wir über Holmavik an die Westfjorde. Da zieht es
bekanntlich die Kurzurlauber nicht hin. Diese Region ist noch einsamer als einsam. Es
gibt auch hier einen Gletscher - den Drangajökull - der nicht so bekannt ist wie die
großen Jökulls im Süden der Insel. Wir haben ihn uns auserkoren und wollen ihn auch
besichtigen. Wegen dem Wetter mussten wir ein Wochenende ausharren, bis wir
trockenen Fußes zu ihm hin wandern konnten. Um die Mittagszeit, als wir gerade noch
ein Foto machen konnten, überraschte uns ein Unwetter. Patschnass kamen wir nach
2,5 Stunden Rückmarsch am Auto an. Diese Art von Wanderungen erlebten wir noch
einige Male. Das ist Island mit seinen Wetterkapriolen. Wir mussten uns langsam daran
gewöhnen: Wenn es morgens heiter ist, ist es bis mittags traurig oder auch mal
umgekehrt.
Wir umfuhren die gesamten Westfjorde mit all den tollen Landschaften und endlos
scheinenden Schotterpisten. Am Wegesrand treffen wir immer wieder Schafe mit ihren
Lämmern, die manchmal
mit Schreck in den
Gliedern vor unserem
Auto hin und her rennen,
bis sie in die Wiesen
oder steilen Abgründen
verschwinden. Es ist
immer wieder lustig
dieses Schauspiel zu
erleben. Manche Tiere
hören
uns
nicht
rechtzeitig und dann
muss Manfred doch mal
Lichthupe
machen.
Erschrecken wollen wir diese harmlosen Tierchen nicht, denn sonst wird die Milch für
die Lämmer sauer.
Nach diesem nördlichsten Gebiet Islands begeben wir uns
in den westlichen Teil, bevor auch hier die Touristen
Einzug halten. Dabei müssen wir auch wieder viele Fjorde
umfahren und sehen dann viele grüne Landstriche, die die
Bauern mühselig mit „englischem Rasen“ angelegt haben
- könnte man wenigstens glauben, denn grüner geht es
nicht mehr. Was machbar ist, wird mit Rollrasen und
Dünger bearbeitet. Man erblickt auch sehr viele
Mischwälder, die umzäunt sind und mit eigenen Wegen
begehbar gemacht wurden. In diesen Wäldern hat man
das Gefühl, im heimischen Schwarzwald zu wandern.
Solche Touren lieben wir. Island wird immer grüner, jeder
der es sich leisten kann, bepflanzt sein Anwesen mit
vielen Bäumen. Nadelhölzer und Birken sind bevorzugt zu
sehen. Ein Dorn in Islands Augen sind die vielen
Lupinenfelder. Die machen sich auch ohne Dünger so
breit, wo sie mal stehen, wächst kein anderes Kraut mehr.
Obwohl diese Blumen schön anzusehen sind, wurden sie
zur reinen Plage auf der Insel. Wir betrachten diese blass- bis dunkellila farbenen
Pflanzen immer wieder gerne, ich habe auch schon einige Fotos von ihnen gemacht.
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