RMC Mittelbaden e.V.
Nr. 56
Wir machten uns dann erst einmal auf die Socken, um die wunderschöne Fachwerk-
Altstadt von Mosbach zu erkunden. Direkt am Kirchplatz fanden wir die Tourist-Info und
bekamen dort einen Laufplan zu den örtlichen Sehenswürdigigkeiten, 12 Stück an der
Zahl, welche wir in knapp 90 Minuten alle auch besuchten.
Etwas ganz Besonderes auf der Tour ist der sogenannte
Kiwwelschisserbrunnen
.
Die Erklärung hierfür liefert dieser Ausschnitt aus dem Stadtarchiv:
Während man im 19. Jahrhundert im Oden-
wald zur Verrichtung menschlicher Bedürf-
nisse üblicherweise den Misthaufen auf-
suchte, benutzte man i
n Mosbachhierfür be-
reits sogenannte „Kiwwel“ (Kübel). Das wa-
ren ausgediente Most- und Weinfässer so-
wie Eimer jeglicher Art, die man an einem
„stillen Örtchen“, üblicherweise den schma-
len Zwischenräumen zwischen den eng
gedrängten Fachwerkhäusern der Mosba-
cher Altstadt, diskret aufstellte.
Der wertvolle Kiwwel-Inhalt, die „gut Brieh“
(gute Brühe), war wichtig zur Düngung der
kargen Muschelkalkböden auf den Hängen
außerhalb der Stadt, wo Kartoffeln, Gemüse
und Wein angebaut wurden. In der Stadt-
ordnung war festgelegt, wann die Kiwwel
entleert werden durften, sodass sich zu
diesen Gelegenheiten regelrechte Prozes-
sionen mit ihrer anrüchigen Fracht aus der
Stadt hinaus zu den Gärten bewegten. Der
Mosbacher Amtsarzt Dr. Gruber schrieb
1808: „Begenet man einer solchen Proces-
sion mit Kübeln, so eilet man, was man
kann, um seine Nase in Sicherheit zu
bringen!“
Neben weiteren Sehenswürdigkeiten, wie das Haus Kickelhain eines der kleinsten
Fachwerkhäuser Deutschlands, das Palmsche Haus einer der eindrucksvollsten
Fachwerkbauten aus dem 17. Jahrhundert oder das Rathaus- auf den Resten einer
Kirche gebaut gibt es natürlich auch in Mosbach ein Brauhaus, welchem wir dann am
Abend noch einen
Besuch abstatteten.
Neben einem wirklich
gut gebrautem Bier
gab es allerlei vom
Grill, sodass wir gut
gestärkt den Heim-
weg antreten konn-
ten.
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Kiwwelschisserbrunnen